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Vortrag 19.02.2020 Thema: Depression

Am 19.02.2020 fand der Vortrag von unserem Dr. Niederberger zum Thema “Depression” statt. Da aufgrund der

Coronasituation vorerst alle Vorträge ausfallen müssen, haben wir uns für einen Flashback entschieden.

Das Thema passt sehr gut in diese Zeit und soll Ihnen einen Überblick geben, wie sich Depressionen erkennen

lassen und wie sie sich Hilfe holen.

Dr. Niederberger führte uns zu Anfang durch die Zeit zum Thema Depression. Wann wurde das Thema erstmals

dokumentiert. Ab wann galt die Depression als behandlungsbedürftige Krankheit und welche Schritte wurden

unternommen, um den Menschen zu helfen. Was ist bis heute noch üblich und was wurde aussortiert.

So behandelte Hildegard von Bingen Depressionen mit Arbeit und Singen, Abt Bernard von Clairvaux empfahl

noch den Exorzismus, Paracelsus führte in der Renaissance bereits das Johanniskraut ein und 1820 benutzte

man ein Drehgerät ähnlich einem Karussell, um die schwarze Galle mit Zentrifugalkraft aus den Körpern der

betroffenen zu treiben.

Dr. Niederberger zeichnete ein lebhaftes Bild der Geschichte, die einen aus heutiger Sicht teilweise staunen ließ.

Depressionen haben verschiedene Ursachen und sind in Form und Ausprägung so individuell wie die Betroffenen selbst. Eine genetische Disposition liegt auf der Hand. So sind Familien zu beobachten, die mehrere Suizide zu beklagen haben. Auch die Persönlichkeit selbst spielt beim Auftreten einer Depression eine Rolle sowie traumatische Erfahrungen im Lebenslauf. Aber auch Lichtentzug in den Wintermonaten gelten als Auslöser.

Besonders bekannt sind die Statistiken aus Skandinavien, die zeigen, dass in den Wintermonaten mit ausgeprägter Dunkelheit vermehrt Depressionen behandelt werden müssen und die Suizidrate steigt. Betroffene neigen zur Selbsttherapie mit Alkohol, dabei wäre eine Lichttherapie hilfreicher. UV-Lampen zur Lichttherapie können recht kostengünstig angeschafft werden und selbst zu Hause aufgestellt und angewandt werden.

Wie schnell die Therapien anschlagen, kann abhängig sein von der aktuellen psychosozialen Belastung einer Person. So ist diese aktuelle Isolationssituation derzeit für viele Betroffene sehr belastend. Ältere Menschen können ihrer Tagesstruktur nicht mehr nachgehen. Einkaufen übernehmen die Angehörigen oder Nachbarn, Spaziergänge werden zum Slalomlauf und die Liebsten dürfen nicht mehr zu Besuch kommen. Die Ansprache fehlt. Eine depressive Verstimmung liegt da nahe.

Das früheste Symptom, erklärte uns Dr. Niederberger, sei der Interessenverlust und der Verlust von Freude. Häufig gefolgt von Gedankenkreisen, Grübeln und Zweifeln, innerer Unruhe, gedankliche Einengung, insbesondere auf depressive Inhalte, Selbstvorwürfe, Schuldideen bis hin zum Todeswunsch. Der Todeswunsch resultiert auch aus den Gedanken eine Belastung für das Umfeld zu sein. Wenn Sie selbst Todeswünsche spüren oder jemanden in der Familie haben, der bedroht ist, dann rufen Sie bitte an (https://osteopedia24.de/index.php?id=62). Wir helfen Ihnen gerne weiter. Scheuen Sie sich nicht.

Aber auch körperliche Symptome, wie Schlafstörungen, Appetitstörungen (Appetitlosigkeit oder gesteigerter Appetit), Kopfdruck, Schwindel, Engegefühl oder andere vegetative Symptome, wie Herzrasen oder Schweißausbrüche können Hinweise auf eine Depression sein. Eine andere organische Ursache muss selbstverständlich immer ausgeschlossen werden.

Häufig ist ein typisches Morgentief. Die Stimmung ist morgens im Keller und verbessert sich im Laufe des Tages.

 

 Die Depression im Alter schien mir als Zuhörer doch sehr logisch. Je älter man wird, desto geringer wird die Hoffnung auf Zukunft. Dr. Niederberger berichtete von den charakteristischen Gedanken wie “Ich habe eh nicht mehr lange”. Der Sinn des Lebens schwindet. Die Zukunftsplanung wird kurzfristiger. Auch die Behandlung gestalte sich schwieriger, da das Gehirn länger brauche, die Therapieinhalte zu verinnerlichen, je älter das Organ Gehirn sei.

Dr. Niederberger erläuterte die Betroffenheit von den Angehörigen intensiv und zeigte die Interaktion zwischen den Protagonisten auf. Welche Tücken die Kommunikation mit depressiven Angehörigen haben kann und welche Fehler häufig im Alltag sind. So senden depressive Menschen oft widersprüchliche Botschaften. Sie wollen einerseits ihre Ruhe und wollen andererseits nicht aufgegeben werden. Diese Ambivalenz führe häufig zu Konflikten und Belastungen der Angehörigen. Ein Gefühl der Verantwortung und Schuld auch unter den Angehörigen sei keine Seltenheit.

Interessant gestaltete er ebenfalls das Thema der biochemischen Vorgänge im Gehirn, also was passiert im synaptischen Spalt und welche Botenstoffe sind daran beteiligt. Die Inhalte wurden uns verständlich aufgezeigt und erläutert. Hier setzen die heute üblichen Medikamente an und gleichen Dysbalancen aus. Außer der Pharmakotherapie gibt es noch einen Strauß an Maßnahmen wie kognitive Verhaltenstherapie, interpersonelle Psychotherapie, Gruppentherapie, Musik-, Kunst- und Gestaltungstherapie, die je nach Befinden, Vorlieben und Person ausgewählt werden können. In der Therapie erarbeite man gemeinsam einen Plan und ergänze oder ändere je nach Fortschritt.

Ein geeigneter Helfer sei in der Therapie laut Dr. Niederberger für viele der Glaube. Er könne helfen tiefe Täler zu überwinden. Er sei eine Quelle der Kraft und schütze die Betroffenen vor Verzweiflung und Suizid.

Abschließend stellte Dr. Niederberger eine Übersicht wesentlicher Informationen vor. Die für mich am eindrücklichste Information war die Frage an sich selbst “Hat die Depression einen Sinn?”. Denn in meiner Vorstellung hat alles im Leben einen Sinn. Eine Depression schränkt einen ein. So wie diese Coronakrise uns alle derzeit räumlich einschränkt. Aber sie bringt die Gedanken auch wieder zurück auf das Wesentliche. Ich habe die Chance die Dinge anzusehen und neu zu beurteilen. Beziehungen zu hinterfragen, Gewohnheiten zu ändern, mich über Kleinigkeiten zu freuen und diese zu genießen. Ich habe auch verstanden, dass das aus einer Depression heraus ein großer Schritt ist, das zu sehen und zu fühlen. Und dass die Betroffenen allein häufig nicht diese heilenden Schlüsse ziehen können. Und ich habe verstanden, dass auch Angehörige Hilfe benötigen.

Scheuen Sie sich nicht Hilfe zu holen. Sie sind nicht allein. 

https://osteopedia24.de/index.php?id=62

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